Kopf Rühler Bimmel von Wutha nach Ruhla 1880 bis 1967

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Einfahrt am Bahnhof Farnroda
Bild 1: Einfahrt am Bahnhof Farnroda
Der Bahnhof Farnroda

(Wegpunkt "Bahnhof Farnroda", Koordinaten N 50° 56.437 E 010° 23.357)

Der erste Haltepunkt der Rühler Bimmel nach dem Start in Wutha befand sich in Farnroda - damals noch ein eigenständiger Ort - am oberen westlichen Rand der Ortslage. Er war nur für den Personen- und den Expressgutverkehr zugelassen. Güterver- und entladung war auch nicht notwendig, da es hier keine Industrieansiedlung gab. In den ersten Fahrplänen stand zusätzlich noch: "An der Haltestelle Farnroda wird nur nach Bedürfnis gehalten." Auch 1932 war das noch so.

Das heute noch erhaltene Bahnhofsgebäude bestand zu Anfangs aus einem Warteraum, einem Dienstzimmer und einem ebenerdigen Geräteraum. Die Bahnmeisterei, die für die Wartung der Strecke zuständig war, hatte hier in Farnroda ihr Domizil. Der Fahrkartenschalter befand sich links im Warteraum in der Wand zum versetzt angebauten (Wohn-)Haus. Nach Stilllegung der Strecke wurde das Gebäude u.a. als Jugendklub genutzt. Heute beherbergt es eine KFZ-Werkstatt.


Spuren

Sehr gut erkennbar ist die alte Bahnsteigkante aus hellem kieselhaltigem Beton. Beim Wegebau nach Stilllegung der Strecke wurde das tiefer liegende Gleisbett aufgefüllt. Im südlichen Teil wurde der Bahnsteig auf Grund des abfallenden Geländes mit einem Holzbohlensteg verlängert (siehe Foto). Die Auflagekante an der Rückseite der Bahnsteigkante ist ebenfalls gut zu sehen.  

Ca. 60 Meter nördlich (Wegpunkt "Langschwelle" N 50° 56.461 E 010° 23.350) ist eine recht gut erhaltenes Walzzeichen in den Langschwellen zu erkennen. Die Buchstaben "OSNABRÜCK 1892" verraten den Produktionsort, das Stahlwerk Osnabrück der Georgsmarienhütte (1856 als Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein gegründet, 1923 zum Klöckner-Konzern gehörend, seit 1997 Georgsmarienhütte GmbH und führender europäischen Anbieter für Stabstahl, Halbzeug und Blankstahl aus Qualitäts- und Edelbaustählen). Da diese Langschwellen doch einige Jahre nach dem eigentlichen Bau der Strecke hergestellt wurden, deutet dies auf eine nachträgliche Modernisierung von Streckenabschnitten oder hier speziell eine Erweiterung des Haltepunktes Farnroda hin. Dokumente aus dem Archiv der Stadt Ruhla sprechen von einer "Vergrößerung" des Bahnhofs Farnroda um das Jahr 1913 herum.


Langschwellengleis
Langschwellengleis
Langschwellen

... (auch Längsschwellen) wurden zu Beginn des Eisenbahnzeitalters als Verbindung zwischen Schiene und Untergrund verwendet. Sie lagen nicht quer sondern in Längsrichtung unter den Schienen. Quereisenstangen sorgten für den Erhalt der Spurweite.
Für schwerere Züge und höhere Geschwindigkeiten waren sie aber nicht geeignet. So wurden sie nach und nach gegen die heute üblichen Querschwellen ausgetauscht. Die bei der Rühler Bimmel nun übrigen Langschwellen aus Stahl verwendete man anderweitig, z.B. für Böschungsbefestigungen und als Leitplanken, und "überlebten" so die Zeit.
Moderne Formen kommen heute bei der Straßenbahn (Rasengleis) und bei Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken (mit Betonunterbau) zum Einsatz.




Ab hier verlaufen Bahn und Straße nebeneinander
Bild 3: Ab hier verlaufen Bahn und
Straße nebeneinander.
Neben der Hauptstraße

(Wegpunkt "Farnroda Hauptstraße", Koordinaten N 50° 56.226 E 010° 23.405)

Ab dieser Stelle, an der sich die alte Hauptstraße aus Farnroda aufsteigend und der ehemalige Ortverbindungsweg nach Mosbach (Mosbacher Weg) treffen, verlief die Trasse der Rühler Bimmel über viele Kilometer auf gleichem Niveau direkt neben der Straße. Das bot sich auf Grund der Gelände- und Bebauungssituation so an und erleichterte natürlich auch ihre Errichtung.

In den allerersten Bauplanungen von 1869 ist noch von einer Pferde-Eisenbahn die Rede, einer Art Straßenbahn, vor die man Pferde spannte. Diese sollte auf der gesamten Strecke direkt auf der bestehenden Straße bzw. Chaussee verlaufen. Starke Steigungen, wie hier, die geringe Transportleistung sowie die weiter voranschreitende Entwicklung im Eisenbahn- bzw. Dampflokbau ließen die Planer aber wieder davon abkommen.

Die Chaussee Richtung Thal
Bild 4: Die Chaussee Richtung Thal.
Am Feldschlösschen
Bild 5: Ganz nah vorbei am Feldschlösschen.


Der anfangs günstige Verlauf direkt neben der Straße ohne eigene Trasse wurde mit zunehmendem Verkehrsaufkommen nach dem zweiten Weltkrieg zum Problem. Für den Ausbau der Straßen wurde mehr Platz benötigt und insbesondere an den Engstellen und Übergängen kam es immer öfter zu brenzligen Situationen.

Spuren

Im Lattenzaun mit hoher Hecke an der Ostseite der Straße wurden zur Abstützung alte Metallschwellen verbaut. Sie tragen an verschiedenen Stellen das Walzzeichen "OSNABRÜCK 1906", am besten erkennbar an der vierten Schwelle nördlich des grauen Hydranten. Der Zauneigentümer und -erbauer erzählte mir, dass er die Schwellen beim Rückbau der Strecke für 3 Mark je Stück erworben hat.



Textquellen


[Rockstuhl] Rockstuhl, Harald: Die Geschichte der Ruhlaer Eisenbahn, "Rühler Bimmel" 1880 - 1967; Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 1997, ISBN 3-929000-62-8

[Ruhla] Stadtarchiv, Stadtverwaltung Ruhla, Carl-Gareis-Straße 16, 99842 Ruhla


Bildquellen


Bild 1: Inge Malsch, Wutha-Farnroda
Bild 2: Sammlung Matthias Krettek, Ruhla
Bild 3: Inge Malsch, Wutha-Farnroda, Sammlung Horst Kehl, Ruhla
Bild 4: Günter Meyer, Zwickau
Bild 5: Joachim Wollmert, Seebach
Mit freundlicher Genehmigung der Urheber bzw. Eigentümer.



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