Bild 1: Einfahrt am Bahnhof Farnroda
Der Bahnhof Farnroda
(Wegpunkt "Bahnhof Farnroda", Koordinaten
N 50° 56.437 E 010° 23.357)
Der erste Haltepunkt der Rühler Bimmel nach dem Start in Wutha befand
sich in Farnroda - damals noch ein eigenständiger Ort - am oberen
westlichen Rand der Ortslage. Er war nur für den Personen- und den
Expressgutverkehr zugelassen. Güterver- und entladung war auch nicht
notwendig, da es hier keine Industrieansiedlung gab. In den ersten
Fahrplänen stand zusätzlich noch: "An der Haltestelle Farnroda wird nur
nach Bedürfnis gehalten." Auch 1932 war das noch so.
Das heute noch erhaltene Bahnhofsgebäude bestand zu Anfangs aus einem
Warteraum, einem Dienstzimmer und einem ebenerdigen Geräteraum. Die
Bahnmeisterei, die für die Wartung der Strecke zuständig war, hatte hier
in Farnroda ihr Domizil. Der Fahrkartenschalter befand sich links im
Warteraum in der Wand zum versetzt angebauten (Wohn-)Haus. Nach
Stilllegung der Strecke wurde das Gebäude u.a. als Jugendklub genutzt.
Heute beherbergt es eine KFZ-Werkstatt.
Bild 2: Blick Richtung Ruhla mit Bahnsteigverlängerung
Spuren
Sehr gut erkennbar ist die alte Bahnsteigkante aus hellem kieselhaltigem
Beton. Beim Wegebau nach Stilllegung der Strecke wurde das tiefer
liegende Gleisbett aufgefüllt. Im südlichen Teil wurde der Bahnsteig auf
Grund des abfallenden Geländes mit einem Holzbohlensteg verlängert
(siehe Foto). Die Auflagekante an der Rückseite der Bahnsteigkante ist
ebenfalls gut zu sehen.
Ca. 60 Meter nördlich (Wegpunkt "Langschwelle"
N 50° 56.461 E 010° 23.350)
ist eine recht gut erhaltenes Walzzeichen in
den Langschwellen zu erkennen. Die Buchstaben "OSNABRÜCK 1892" verraten
den Produktionsort, das Stahlwerk Osnabrück der Georgsmarienhütte (1856
als Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein gegründet, 1923 zum
Klöckner-Konzern gehörend, seit 1997 Georgsmarienhütte GmbH und
führender europäischen Anbieter für Stabstahl, Halbzeug und Blankstahl
aus Qualitäts- und Edelbaustählen). Da diese Langschwellen doch einige
Jahre nach dem eigentlichen Bau der Strecke hergestellt wurden, deutet
dies auf eine nachträgliche Modernisierung von Streckenabschnitten oder
hier speziell eine Erweiterung des Haltepunktes Farnroda hin. Dokumente
aus dem Archiv der Stadt Ruhla sprechen von einer "Vergrößerung" des
Bahnhofs Farnroda um das Jahr 1913 herum.
Langschwellengleis
Langschwellen
... (auch Längsschwellen) wurden zu Beginn des Eisenbahnzeitalters als
Verbindung zwischen Schiene und Untergrund verwendet. Sie lagen nicht
quer sondern in Längsrichtung unter den Schienen. Quereisenstangen
sorgten für den Erhalt der Spurweite.
Für schwerere Züge und höhere Geschwindigkeiten waren sie aber nicht
geeignet. So wurden sie nach und nach gegen die heute üblichen
Querschwellen ausgetauscht. Die bei der Rühler Bimmel nun übrigen
Langschwellen aus Stahl verwendete man anderweitig, z.B. für
Böschungsbefestigungen und als Leitplanken, und "überlebten" so die
Zeit.
Moderne Formen kommen heute bei der Straßenbahn (Rasengleis) und bei
Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken (mit Betonunterbau) zum Einsatz.
Bild 3: Ab hier verlaufen Bahn und
Straße nebeneinander.
Neben der Hauptstraße
(Wegpunkt "Farnroda Hauptstraße", Koordinaten
N 50° 56.226 E 010° 23.405)
Ab dieser Stelle, an der sich die alte Hauptstraße aus Farnroda
aufsteigend und der ehemalige Ortverbindungsweg nach Mosbach (Mosbacher
Weg) treffen, verlief die Trasse der Rühler Bimmel über viele Kilometer
auf gleichem Niveau direkt neben der Straße. Das bot sich auf Grund der
Gelände- und Bebauungssituation so an und erleichterte natürlich auch
ihre Errichtung.
In den allerersten Bauplanungen von 1869 ist noch von einer
Pferde-Eisenbahn die Rede, einer Art Straßenbahn, vor die man Pferde
spannte. Diese sollte auf der gesamten Strecke direkt auf der
bestehenden Straße bzw. Chaussee verlaufen. Starke Steigungen, wie hier,
die geringe Transportleistung sowie die weiter voranschreitende
Entwicklung im Eisenbahn- bzw. Dampflokbau ließen die Planer aber wieder
davon abkommen.
Bild 4: Die Chaussee Richtung Thal.
Bild 5: Ganz nah vorbei am Feldschlösschen.
Der anfangs günstige Verlauf direkt neben der Straße ohne eigene Trasse
wurde mit zunehmendem Verkehrsaufkommen nach dem zweiten Weltkrieg zum
Problem. Für den Ausbau der Straßen wurde mehr Platz benötigt und
insbesondere an den Engstellen und Übergängen kam es immer öfter zu
brenzligen Situationen.
Spuren
Im Lattenzaun mit hoher Hecke an der Ostseite der Straße wurden zur
Abstützung alte Metallschwellen verbaut. Sie tragen an verschiedenen
Stellen das Walzzeichen "OSNABRÜCK 1906", am besten erkennbar an der
vierten Schwelle nördlich des grauen Hydranten. Der Zauneigentümer und
-erbauer erzählte mir, dass er die Schwellen beim Rückbau der Strecke
für 3 Mark je Stück erworben hat.
Textquellen
[Rockstuhl] Rockstuhl, Harald: Die Geschichte der Ruhlaer Eisenbahn,
"Rühler Bimmel" 1880 - 1967; Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 1997,
ISBN 3-929000-62-8
[Ruhla] Stadtarchiv, Stadtverwaltung Ruhla, Carl-Gareis-Straße 16, 99842 Ruhla
Bildquellen
Bild 1: Inge Malsch, Wutha-Farnroda
Bild 2: Sammlung
Matthias
Krettek, Ruhla
Bild 3: Inge Malsch, Wutha-Farnroda, Sammlung Horst Kehl, Ruhla
Bild 4: Günter Meyer, Zwickau
Bild 5: Joachim Wollmert, Seebach
Mit freundlicher Genehmigung der Urheber bzw. Eigentümer.